Cathérine [antikvár]

Es waren stürmische Jahre, in denen Cathérine ihre Kindheit ver-lebte, Auftakt eines nicht weniger unruhvollen Lebens, das sie, bewundert, umworben und begehrt, in den Strahlenglanz des Hofes führen sollte, an die Seite eines der máchtigsten Fürsten der Zeit, und das ihr dennoch die Erfüllung ihres schönsten Traums zu ver-wehren schien, des einzigen, um dessentwillen zu leben sich lohnte. Doch noch ahnte sie nichts davon, war sie ein junges Mádchen wie alle andern, zu schnell gewachsen, mit den eckigen Gliedern und ungeschickten Bewegungen eines auf seinen Beinen noch unsiche-ren Rehkitzes und vorstehenden, standig aufgeschlagenen Jungens-knien. Ihr seltsam dreieckiges Gesichtchen, der zu groBe Mund und die kleine, kurze Nase hatten etwas von einer Katze. Die Haut war rein, hell und reichlich mit Sommersprossen übersát. Schön an dem Mádchen, wirklich und vollkommen schön, waren nur Haar und Augen. Niemals hatte man bei einem Kind dieses Alters ein solches Vlies lebendigen Goldes gesehen, das leuchtende Pfeile durch-zuckten, wenn die Sonne es streifte. Wenn es entrollt war, bildete Cathérines Haar einen wundervollen Mantel aus weicher, warmer Seide, der sie bis zu den Knien einhüllte und wie mit flirrendem Sommerlicht umgab. Einem Leuchten, das zuweilen schwer zu ertragen war.Was Cathérines Augen betraf, hatte sich ihre Familie noch nicht auf deren eigentliche Farbe einigen können.Wenn das Kind friedfertig war, schienen sie dunkelblau mit violet-ten, samtenen Reflexen wie die Blütenblátter der Fastnachtsyeilchen. War sie fröhlich, glitzerten tausend goldene Sternchen in ihnen, an eine Honigwabe in der Sonne erinnernd. Doch wenn sie sich in einen jener jáhen Zornausbrüche stürzte, die sie gelegentlich zum Erstaunen der Ihren aus heiterem Himmel überfielen, fárbten sie sich höchst beunruhigend höllenschwarz.