Finlandia [antikvár]

HISTORISCHER WEITWINKELIn Wohnart, Sitte, Tracht und Lebensweise ist der Einfluss des Verkehrs mit anderen Völkern deutlich sichtbar. In den südlichen Küstengegenden und auf den Schären haben die Bauernhäuser viel Ähnliches mit denen der Schweiz. Auffällt nur der beliebte, alles bedeckende braunrote Anstrich.(Baedecker 1904, ((Grossfürstentum Finnland)Ähnlich exakt wie die obige waren durchaus nicht alle Beschreibungen Finnlands in den früheren Zeiten. Es war eben ein Land zwischen West und Ost, aber etwas nördlicher. Noch nördlicher lag es wohl zu den Zeiten des Ur-klassikers Tacitus, der in einem oft zitierten Passus Finnen und Lappen verwechselte. Auch dem schwedischen Bischof Olaus Magnus im römischen Exil und den anderen Humanisten der Renaissance gelang es nicht, Finnland dem Kontinent näherzubringen. Wohl vermittelten sie in ihren lateinisch abgefassten Arbeiten viele geographische und naturgeschichtliche Fakta, aber dazwischen tauchten ganz nach dem Geschmack jener abergläubischen Zeit Räuberpistolen auf.Bis weit in die neuere Zeit hinein wurde das Bild von den nordischen Staaten durch einen gewissen Exotismus gefärbt. Voltaire gab die erste eher realistische Momentaufnahme, die weitere Kreise erreichte. In seiner Geschichte Karls XII. schreibt er einleitend:Schweden und Finnland bilden ein Königreich, das etwa 200 französische Meilen breit und 300 lang ist. Es reicht von Süden nach Norden so ziemlich vom 55. bis zum 70. Breitengrad, unterliegt einem rauhen Klima, das fast keinen Frühling und keinen Herbst kennt. Neun Monate lang herrscht Winter. Die Sommerhitze folgt unvermittelt der strengsten Kälte, und es friert vom Oktober an ohne jene unmerklichen Steigerungen, die anderswo den Wechsel der Jahreszeiten begleiten und erträglich machen. Zum Ausgleich hat die Natur diesem unholden Klima einen heiteren Himmel und reine Luft verliehen. Unter fast ununterbrochener Sommerwärme zeitigt der Sommer in kurzer Zeit Blumen und Früchte. Die langen Winter-nächte werden durch Morgen- und Abendröte gemildert, die um so länger vorhalten, je weniger sich die Sonne von Schweden entfernt, und der Mondschein, durch keine Wolke getrübt, durch den Widerschein des Schnees vom Boden und durch häufige Lichterscheinungen ähnlich dem Zodiakallicht verstärkt, bewirkt, dass man in Schweden bei Nacht reisen kann wie am Tage. Das Vieh ist wegen des Mangels an Weideplätzen kleiner als im südlichen Europa. Die Menschen aber sind gross; der heitere Him-5