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Ein Mönch namens Eberwein Die landläufige Vorstellung von Berchtesgaden sind hohe Berge und grüne Almen, schmucke Bauernhäuser und altersgraue Sennhütten, moderne Skilifte und sonnenüberflutete Cafeterrassen - und eine wohldurchdachte Fremdenverkehrsorganisation, die auf die Wünsche des Berchtesgaden-Besuchers eingestellt ist. Einmal war aber statt alldessen nur Wildnis da, die lediglich von mutigen Jägern oder Hirten durchstreift wurde, die nach Wild Ausschau hielten oder Futterplätze für ihre Herden suchten. Diesen Jägern und Hirten schien das Waldgebiet zwischen Watzmann und Untersberg eine verwunschene Gegend, in der allerlei Unholde ihren Spuk trieben. Man erzählte sich von König Watzmann und seinen rauflustigen Söhnen, und in dunklen Nächten hörte so mancher Pferdetrappen und Waffengeklirr aus dem Untersberg kommen. Also, alles andere als anheimelnd. Auch die vier Augustinermönche, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts das Gelöbnis Irmgard von Sulzbachs, in Berchtesgaden ein Kloster zu gründen, erfüllen sollten, dachten wohl so. Sie kehrten nämlich unverrichteter Dinge aus der Wald-und Felsenwildnis in den sicheren Frieden des Klosters Baumburg zurück. Nur einer von ihnen kam wieder - jener Eberwein, dem Ludwig Ganghofer durch seinen Roman Die Martinsklause" Popularität verschaffte. Der Legende nach soll der Mönch auf den Untersberg gestiegen sein, um von hier aus den besten Platz für das künftige Kloster ausfindig zu machen, und Ludwig Ganghofer nach soll er dabei ausgerufen haben: Wen Gott lieb hat, den läßt er fallen in dies Land!" Sicher aber ist, daß Eberwein als erster Handwerker nach Berchtesgaden holte. Sie bauten von 1106 bis 1122 das Kloster, das mit der kurz nachher errichteten Stiftskirche zur Kernzelle des Stiftlandes wurde. Das Stift Berchtesgaden, dessen erster Propst Eberwein war, gelangte bald zu Ansehen, denn so klein und scheinbar unwirtlich das Ländchen war, besaß es doch etwas, das ihm von Anbeginn Geltung verschaffte: das Salz. Es war sein Reichtum, und die Salzfuder aus Berchtesgaden rollten die Saumpfade abwärts, über die Landstraßen der bayerischen Hochebene nach Schwaben und Franken, und trieben auf Schiffen Inn, Salzach und Traun hinab. Das Salz brachte Berchtesgaden aber nicht nur Heil, es riefNeid und Mißgunst der Nachbarn hervor - der Salzburger Erzbischöfe und der Reichenhaller Bürger. Solange Kaiser Friedrich Barbarossa noch seine schützende Hand über das Sudwerk der Chorherren halten konnte, richteten die mißgünstigen Nachbarn allerdings nichts aus. Kaum aber, daß Barbarossa verstorben war, drang eine vom Salzburger Erzbischof angestiftete Schar Bauernburschen in Schellenberg ein, um die Salzlager am Tuval zu vernichten, und die Reichenhaller Bürger zogen bald darauf über den Hallthurm, vermauerten dort die Stollen und zerschlugen die Salzpfannen. Kaiser Heinrich IV., von den Berchtesgadener Chorherren um Hilfe gebeten, drohte Salzburg mit schweren Strafen und besänftigte es auch. Doch der Frieden war nur von kurzer Dauer, die Streitigkeiten um das Salz brachen wieder aus, dauerten jahrhundertelang an und sorgten dafür, daß die Geschichte der kleinen Fürstpropstei nie langweilig wurde.Die Berchtesgadener Pröpste verstanden es in jeder Hinsicht, den Besitz des Stiftes zu mehren. Bald besaß es Güter, Weinberge und Mühlen in Nieder- und Oberbayern, der Oberpfalz, Mittelfranken, Schwaben und Österreich. Aber auch sonst hatte das kleine Ländchen ein Wörtlein mitzureden: Berchtesgaden war die einzige Propstei, die je Reichsunmittelbarkeit erlangte und deren Pröpste im Reichstag Sitz und Stimme unter den Fürsten hatten. Die Bevölkerung des Berchtesgadener Landes bestand zu jener Zeit vorwiegend aus Holzknechten und Bergbauern, denen im 14. Jahrhundert kleine Berghöfe gegen eine gewisse Summe als Lehen überlassen wurden. Die Bezeichnung Lehen" hat sich von damals bis in die heutige Zeit hin erhalten, und einige wenige der alten Lehen, inzwischen 500 und 600 Jahre alt, stehen noch. Die Berchtesgadener Kleinbauern hatten in der Anfangszeit der Fürstpropstei kein leichtes Leben, als Leibeigene hatten sie hohe Abgaben und Frondienste zu leisten, und durften ohne Stiftsbewilligung nicht einmal eine Ehe eingehen. Es war ihnen auch verboten, sich eine Braut von auswärts zu holen oder das Land zu verlassen.Erst allmählich lockerten sich diese strengen Bestimmungen. Die selbstbewußter werdenden und erstarkenden Bauern schlössen sich zu einer Art Selbsthilfeorganisation zusam-