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VON DEM STÄNDETAG BIS ZUM MODERNEN PARLAMENTIm Inneren des Stadtwäldchens von Budapest, zwischen den im Frühling von Blüten geschmückten Sträuchern und unter den Bäumen der von einem Teich umgebenen kleinen Insel sitzt auf einer grauen Marmorplatte eine in unsagbare Traurigkeit gehüllte dunkle Bronzegestalt. Ihre von den Händen der hochkletternden Kinder die in das von der nach vorn geneigten Kapuze verdeckte Gesicht gucken möchten abgegriffene rechte Hand hält eine Feder. Auf die Frage, wer dieser Chronist, dessen Denkmal vor fast 90 Jahren von Miklós Ligeti geschaffen wurde, eigentlich war, gibt es bis heute noch keine Antwort. Der Mann, von dem eine lange Reihe von Generationen die abenteuerliche Geschichte der Landnahme und darin die Legende über die ersten Landtage und den uralten ungarischen Konstitutionalismus lernte, ist seit acht Jahrhunderten tot, hat aber seinen Namen bis jetzt noch nicht freigegeben.Anonymus d. h. der Namenlose ist merkwürdigerweise dennoch kein Unbekannter. Die moderne Forschung hält es für eine fast unanfechtbare Tatsache, daß der glorreiche König Béla gesegneten Angedenkens", den sein ehemaliger Notar im Vorwort seinen berühmten Gesta wiederholt erwähnt, unter diesen Namen als dritter auf dem Thron des Landes saß. Dabei läßt sich auch die Epoche genau rekonstruieren, die Meister P. mit viel Phantasie und Erzählungslust in das Zeitalter der Landnahme zurückversetzte. Ferner ist auch die Ideologie, der er sich vielleicht ungewollt verschrieb, klar zu erkennen. Es lassen sich auch die konkreten Institutionen mit ziemlich großer Sicherheit identifizieren, die für die Einzelheiten der abenteuerlichen Berichte des Meisters über die frühe Organisation des ungarischen Staates als Muster dienten.Anonymus berichtet also, indem er über die Vergangenheit erzählt, auch über das eigene Zeitalter und erschwert somit die Aufgabe der Geschichtsforscher durch ein mehrfach verschachteltes Rätsel. Es ist aber seit langem bekannt, daß sich die geistigen Spiegel, in deren Lichtbrechung der Anfang der Landtage nur verwaschen zu erkennen ist, umsomehr vermehren, je weiter man in der sich mit der Geschichte des ungarischen Parlamentarismus befassenden Literatur vordringt. Von den in der neuen Heimat abgehaltenen Landtagen war zweifellos diejenige Versammlung am bedeutendsten kann man z. B. in einem typischen Geschichtsbuch aus der Mitte der vergangenen Jahrhundert, im verfassungsgeschichtlichen Werk des Akademikers Gedeon Ladányi lesen die Árpád nach der Beendigung der mit der Landnahme verbundenen Kämpfe am Körtvély-See (Szer puszta, Pusztaszer)hielt. Aus den wenigen Auskünften, die der namenlose Notar über diese Versammlung erteilt, kann man mit Sicherheit darauf schließen, daß hier die Grundlinien des Staatsapparates der neuen Heimat niedergelegt worden sind." Als würde man die sich von der traditionellen Form lossagende Struktur eines modernen Romans analysieren: wie stellte man sich vor hundert Jahren vor, wie sich unsere vor weiteren siebenhundert Jahren gelebten Vorfahren den vermuteten Prozeß der Geburt des ungarischen Konstitutionalismus weitere zweihundert Jahre früher vorgestellt hatten.Heute wissen wir bereits, daß in Ópusztaszer die Grundmauern des in der Árpádenzeit errichteten, berühmten Klosters des Geschlechtes Bár-Kalán bis heute erhalten geblieben sind, aber man vermutet, daß hier das Volk von Árpád trotz der anläßlich der Millenniums errichteten Denkmäler kaum einen Landtag abhielt. Als Anonymus über die Gesetzgebung und die Vergabe von Grundbesitzen berichtend erwähnt, der Ort, wo alldies stattfand, von den Ungarn in ihrer Sprache deshalb Szeri" genannt wurde, weil dort die Gründung des Landes in die Wege geleitet wurde (im Ungarischen: szerét ejtették). Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Phantasie des unbekannten Notars wie in zahlreichen anderen Fällen durch den Ortsnamen (in diesem Fall durch das alte ungarische Wort Szer", mit der Bedeutung Ordnung, Reihe"), auf den holprigen Wegen der geschichtlichen Rekonstruktion angeregt wurde. Dennoch ist sein an ähnlichen sprachlichen Inventionen reiches Werk nicht nur wegen seines Reichtums an spannenden Angaben, sondern auch in seiner Gedankenwelt viel mehr als ein Spiel der schriftstellerischen Phantasie. Wenn man nämlich über den sog. Blutvertrag" der sieben fürstlichen Personen" hest, wird man eigentlich über die gesetzlich geregelte Teilnahme der ungarischen Aristokraten an der Verwaltung des Landes um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts informiert! Die allerneuste geschichtliche Rekonstruktion es ferner mit Recht als wahrscheinlich erscheinen, daß das von den Städten in der Lombardei gegen den deutsch-römischen Kaiser Friedrich Barbarossa geschlossene Bündnis, der gemeinsame Eid ihrer Vertreter das unmittelbare Vorbild für Anonymus gewesen sein dürfte, als er nach seiner eigenen Auffassung formulierte, was es gewesen sein konnte, das den ungarischen Staat schufDie geläufige Legende, nach der durch den Blutvertrag laut Ladányi die Grundlagen einer Verfassung gelegt wurden, welche die beste im damaligen Europa war" wird also durch die umsichtige Anonymus-Philo-