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5Plötzlich taucht sie aus dem dunklen Nichts hervor, ein feuriger Ball von erschreckender und erlösender Glut, der mit seiner gleißenden Helligkeitdenschwarzdunklen Himmel in lichtes Blau taucht und tiefe schwarze Schatten in den Sand brennt. Und wie eine Fata Morgana erheben sich aus der konturlosen Wüste die geheimnisvolle Sphinx und die geometrisch strengen Umrisseder Pyramiden von Giseh, Wahrzeichen Ägyptens, Zeugen einer alten Kultur, die schon groß war, als Europa noch nicht aus dem Dunkel in das Licht der Geschichte getreten war, und die dreitausend Jahre lang blühte und zu erlöschen begann, als man in Hellas die Säulen der Akropolis aufrichtete.Beim Anblick der Pyramiden verharrte Cäsar in schweigender Bewunderung, und als Napoleon mit seiner Armee vor dieses Symbol höchster Machtentfaltung, vor diese steingewordene Weltgeschichte trat, verneigte sich der Abendländer vor der Größe des Orients, und er sprach die Worte: Soldaten, vierzig Jahrhunderte blicken auf euch herab!Diese Bewunderung rechtfertigen allein die Pyramiden, eines der Sieben Weltwunder der Antike. Aber die alten Ägypter bauten auch die herrlichen Tempel von Luxor und Karnak, sie schlugen aus härtestem Granit steilaufragende Obeliske und überdimensionale Statuen, Bildnisse, die die Könige erhöhen und unsterblich machen sollten und die mit ihrer Größe und künstlerischen Ausdruckskraft noch heute den Glanz der Pharaonen und das hohe Können ihrer Schöpfer verkünden. Im Rausch unbändigen Schöpfertums mögen die Gemälde der alten Grabkammern entstanden sein, Bilder voll geometrischer Strenge und zarter Poesie, Inkarnation eines längst vergessenen Lebens in unendlich glühender Farbenpracht. Tiefes Empfinden für Form und Proportion, aber auch erstaunliche handwerkliche Fertigkeit verraten die Geschmeide aus den Gräbern der Könige. Als Kostbarstes jedoch trägt Tut-Ench-Amun, der König, umrahmt von gleißendem Gold und funkelnden Edelsteinen, ein Amulett aus Eisen - 3300 Jahre alt. Gebrauchsgegenstände waren in den Grabkammern aufgetürmt, die man als Attribute unserer Welt empfinden mag, die aber doch auf pharaonische Zeiten zurückgehen: Schminktische, Spiegel, Rasierklingen, zusammenklappbare Campingliegen. Und auch das erste Glas, das Menschenhand formte, entstand am Niltal. Der Nil lenkte die Gedanken der Ägypter weg vom Ego, vom ichbezogenen Handeln, zum Gemeinwesen hin. Die ungewisse Nilflut vermochte der einzelne nicht zu ergründen, und das komplizierte Bewässerungssystem mit seinen Hunderte Kilometer langen Kanälen konnte nur durch eine Zentralgewalt geschaffen werden. Am Nil stand die Wiege des wohl bedeutendsten Staatswesens menschlicher Frühgeschichte.Reich war der Fruchtsegen, den der Nil den Bauern schenkte. Er machte es möglich, weitschauende und künstlerisch veranlagte Menschen aus dem strengen Rhythmus zwischen Saat und Ernte herauszulösen, ihnen die Muße zu geben, ihre Gedanken schweifen zu lassen. Ihr Grübeln und Schaffen bewirkte Erstaunliches: Kaum einen Gegenstand nehmen wir in die Hand, der nicht seine Urform am Nil gefunden hätte, und Gedanken und Ideen unserer Tage lassen sich zurückverfolgen bis in die Zeit der Pharaonen. Die ältesten Säulen und der erste monumentale Steinbau, die Stufenpyramide, wurden in Ägypten errichtet. Die Hieroglyphen waren nicht nur eine der ältesten Schriften der Menschheit, sondern sie wurden auch - über die Sinaischrift und durch die Vermittlung der Phönizier - die Grundlage, auf die alle heutigen Schriftsprachen der Welt zurückgehen, ausgenommen das Chinesische. Aus den grünen, oft armdicken Stengeln der Papyrusstauden fertigten die Nilbewohner schon vor fünftausend Jahren Papier für die mitteilungsbedürftigen Schreiber der Pharaonen. Die alten Ägypter hatten bereits den Inhalt eines quadratischen Pyramidenstumpfes nach Formeln berechnet, eine Entdeckung, die Jahrtausende später von Demo-krit wiederholt wurde. Auch die mathematische Berechnung der Oberfläche einer Kugel wurde nicht erst von Archimedes, sondern bereits von den Ägyptern vorgenommen.Der Nil und die Sonne beflügelten die Gedanken der alten Ägypter zu ungewöhnlicher Schöpfung. In stets wiederkehrendem, rätselhaftem Rhythmus stieg und fiel der Fluß. Die Kenntnis der Flutzeit aber war lebensnotwendig für den Bauern. Man beobachtete den Nil und verfolgte den Lauf der Gestirne. Der sphärische Gleichlauf inspirierte die Ägypter, das Sonnenjahr von 365 Tagen und 12 Monaten festzulegen, das, im Gegensatz zum arabischen Mondjahr, Regelmäßigkeit garantiert. Sie schufen damit den ältesten Kalender, den sich Kulturvölker erdachten und dessen Urform auf das vierte Jahrtausend v. u. Z. zurückgeht. Mit geringen Abweichungen orientieren wir uns noch heute nach ägyptischem Zeitmaß.Die alten Ägypter machten Weltgeschichte und schufen Weltkultur. Sie haben die Menschheit unendlich bereichert. Wenn dann das ägyptische Volk jahrtausendelang schwieg und wir mit Bedauern auf die schöpferische Stille blicken, müssen wir die Wurzeln in der Geschichte suchen. Mit den Persern und Griechen begann eine zweitausendjährige Fremdherrschaft, die die Schaffenskraft des Volkes lähmte. Unter der vielhundertjährigen Türkenherrschaft setzte sogar ein beispielloser Verfall ein, und die Bevölkerung des einst mächtigen Staates verringerte sich auf 3 Millionen. Mit der Revolution der Freien Offiziere 1952