Unsere Welt in Bildern - Bali [antikvár]

Einführung Bali ist nur eine unter den Tausenden von Inseln des Malaiischen Archipels, der sich wie eine Kette von Sumatras Nordspitze quer über den Äquator bis nach Neuguinea erstreckt und früher einmal, in grauer Urzeit, eine Landbrücke zwischen Asien und Australien bildete. Doch weit stärker als die anderen Inseln beherrscht Bali die Phantasie der Menschen schon seit Jahrzehnten. Lassen sich auch die unterschiedlichsten Gründe dafür anführen, dem Besucher genügt ein Blick, um dem Zauber Balis zu verfallen. Die Insel ist landschaftlich wunderschön, und seine anmutigen und bei aller natürlichen Würde freundlichen Menschen strahlen ein ruhiges Selbstvertrauen aus. Den Balinesen bedeutet ihre Insel die ganze Welt. Mögen draußen auch andere Welten existieren - ihre ist vollkommen und in sich geschlossen und schenkt ihnen in reichlichem Maße alles, was sie für ihr geistiges und körperliches Wohl benötigen. Der balinesische Kosmos ist so reich, daß die geistige, unsichtbare Welt sich fortwährend in die irdische hineinergießt. Das tägliche Leben ist Ausdruck des innigen Bestrebens der Balinesen, den Göttern und Nymphen, Dämonen und Geistern Ehrfurcht zu erweisen, ihnen zu huldigen und sie gnädig zu stimmen. Kaum ein Tag vergeht ohne eine Prozession oder ein Tempelfest, und nachts beleben Musik- und Tanzdramen die Dörfer zu den seltsam-hypnotischen Klängen des gamelan-Orchesters. Dem Fremden kommt das Leben auf Bali vor wie eine endlose Folge von Festen mit kurzen Unterbrechungen zum Ausruhen. Der Legende zufolge war die Entstehung Balis ein Höhepunkt bei der Erschaffung der Welt. Durch die läuternde Kraft der Meditation baute sich die sinnlich wahrnehmbare Welt in all ihrer geordneten Schönheit Schicht für Schicht vom Grunde des Universums bis hinauf zu den Himmeln der Wohlgerüche auf. Dazwischen tauchte die Insel Bali auf dem Rücken einer riesigen Meeresschildkröte aus den Fluten eines mächtigen Ozeans empor. Die wissenschaftliche Erklärung zur Entstehung und Entwicklung der Insel hört sich ähnlich faszinierend an. Demnach wurde das einst mit dem asiatischen Festland verbundene Bali zur Insel, als die Polareiskappen vor annähernd 120 Millionen Jahren zu schmelzen begannen. Bali gilt als letzter vorgeschobener Posten des asiatischen Festlands, von der Insel Lombok im Osten durch eine 305 Meter tiefe Meeresstraße getrennt. Diese stellt auch eine geographische und zoologische Grenze dar, die nach dem im 19. Jahrhundert lebenden Zoologen Alfred Russell Wallace »Wallace-Linie« genannt wird. Der britische Naturforscher stellte fest, daß Bali eine üppige tropische Flora und eine ebenso reiche Fauna mit Elefanten, Tigern, Affen und Wildrindern besitzt, während Lombok und die Inseln weiter östlich eher mit Australien und nicht mit Asien verwandt sind. Hier, östlich der Wallace-Linie, herrscht ein wesentlich trockeneres Klima, und die Vegetation ist dornig und buschartig. Die Tierwelt umfaßt primitive Beuteltiere, die größten Echsen der Welt, Papageien und Kakadus, aber nur relativ wenige Insektenarten. Bali ist mit seinen knapp 5600 Quadratkilometern etwa doppelt so groß wie das Saarland und mit fast drei Millionen Einwohnern ein dichtbesiedeltes Land. Doch der tropische Reichtum und die geschickte Anlage von Reisterrassen lassen das Land mit dieser Uberbevölkerung fertigwerden. Ausgeklügelte Bewässerungssysteme leiten das Wasser von den Vulkanhängen hinunter zu den smaragdgrünen Feldern in fast jeden Winkel der Insel. Reis ist das wichtigste Nahrungsmittel auf Bali; er ist die Quelle des Lebens und wirtschaftlichen Wohlstands und gilt als Geschenk der Götter. Die Legende berichtet, daß der Reis nach Bali kam, als der Wassergott sich an Mutter Erde verging, deren Schoß die Pflanze entsprang. Naßreisbau wird schon seit über 1000 Jahren auf Bali betrieben. Die Terrassenlandschaft in ihrer heutigen reizvollen Gestalt ist der Arbeit von 50 Generationen von Reisbauern zu verdanken. Aus der Notwendigkeit, sich um die pflegeintensiven Reispflanzen und Felder zu kümmern, entstand die desa, das Dorf, die wichtigste soziale Einheit auf Bali. Sie ist freilich viel mehr als nur ein Dorf, nämlich weltliche und geistige Gemeinschaft und Lebensmittelpunkt der Balinesen. In eine üppiggrüne Oase aus Kokospalmen, Bananenstauden, Papaya- und 15