Bővebb ismertető
I. Was heißt „Altern"?
„Langes Leben war seit jeher ein Hauptwunsch, ein Hauptziel der Menschiieit: aber wie verworren, wie widersprechend waren und sind noch jetzt die Ideen über seine Erhaltung und Verlängerung! Der strenge Theologe lächelt über solche Unternehmungen und fragt: Ist nicht jedem Geschöpf sein Ziel bestimmt, und wer vermag ein Haar breit seiner Länge oder eine Minute seiner Lebensdauer zuzusetzen 7 Der praktische Arzt ruft uns zu: Was sucht ihr nach besonderen Mitteln der Lebensverlängerung? Braucht meine Kunst, erhaltet Gesundheit, laßt keine Krankheit aufkommen, und die, welche sich etwa einstellt, heilen; dies ist der einzige Weg zum langen Leben. Der Adept zeigt uns sein Lebenselixier und versichert, nur wer diesen verkörperten Lebensgeist fleißig einnehme, könne hoffen, alt zu werden. Der Philosoph sucht das Problem so zu lösen, daß er den Tod verachten und das Leben durch intensiven Gebrauch verdoppeln lehrt. Die zahllose Legion von Empirikern und Quacksalbern hingegen, die sich des großen Haufens bemeistert haben, erhält ihn im Glauben, daß kein besseres Mittel alt zu werden sei, als zur rechten Zeit Ader zu lassen, zu schröpfen, zu purgieren, u.s.f. Es schien mir also nützlich und nötig, die Begriffe über diesen wichtigen Gegenstand zu berichtigen und auf gewisse einfache und feste Grundsätze zurückzuführen, wodurch diese Lehre Zusammen-1 hang und systematische Ordnung bekäme, die sie bisher nicht hatte." (Hufeland, 1796). Dieses schöne Zitat und besonders die Schlußfolgerung, die der Autor, Christoph Wilhelm Hufeland, zieht, beschreibt den heutigen Zustand der Gerontologie, der Lehre und Wissenschaft vom Altern und ihre Glaubwürdiglceit in den Augen der Öffentlichlceit noch genau so richtig wie zur Zeit seiner Niederschrift vor nunmehr 183 Jahren. Es umschreibt das zentrale Problem der Aiternsforschung, nämlich die praktische Unmöglichkeit, sie objektiv und frei von persönlichen Vorurteilen und von einer fast abergläubischen Hoffnung auf einen „Sieg" über das Altern, und damit wohl auch über den Tod, zu betreiben. Keiner, der sich je als Forscher mit dem Aiternsprozeß beschäftigt hat, wird leugnen können, daß diese Motivierung eine bedeutende (wenn auch vielleicht ins Unterbewußtsein verdrängte) Rolle bei seiner Arbeit gespielt hat. Der Versuch, das
Altern und den Tod zu überlisten, soweit es geht hinauszuschieben, ist so alt wie die Menschheit selbst.
Hier stoßen wir auf eine allgemein übliche Begriffsverwirrung: „Altern" und „Alter". Dies sind zwei ganz verschiedene Begriffe, die klar auseinandergehalten werden müssen. Die Schwierigkeit der Begriffsdefmition wird klar, wenn wir folgende einfache Aussage betrachten: „Er ist sehr alt geworden." Dieser Satz hat eine doppelte Bedeutung, wobei der Sinn einmal eine positive, das andere Mal eine negative Wertung enthält. Er kann bedeuten: „Er hat ein ungewöhnlich hohes chronologisches Alter erreicht." Eine objektive, positive Aussage. Er kann aber auch bedeuten; „Er ist in letzter Zeit rasch, stark gealtert, er hat das Aussehen und Verhalten eines ,alten' Menschen angenommen." Eine offensichtlich subjektive, vom Beobachter aus gesehen negative, abwertende Aussage. Es ist diese negative Einstellung zum Phänomen des „Alterns" (was immer wir auch subjektiv darunter verstehen mögen), das wir instinktiv mit verminderter Lebenskraft, Krankheit und Tod in Verbindung bringen, welche schon Hufeland zum Versuch bestimmte, das Objektive vom Subjektiven des Aiternsprozesses zu trennen und eine positive, nüchterne Einstellung zu diesem Menschheitsproblem herauszuarbeiten.
Ein weiterer unangenehmer, direkt Anstoß erregender Aspekt ist dieser: Das Altern erscheint uns unvermeidlich und irreversibel zu sein, ein Schicksal, ein Fatum, das uns allen bevorsteht und vor dem es - wie vor dem Tod - kein Entrinnen gibt. Ist das auch wirklich so? Es ist eines der Hauptziele der Gerontologie, auf diese Grundfrage eine Antwort zu geben. Die Verbindung von Altern - als biologischem und pathologischem Prozeß - und Tod ist uns so selbstverständlich, daß es zunächst Mühe macht zu erkennen, daß die zwei Vorgänge nicht unbedingt und notwendigerweise miteinander gekoppelt sind. Daß dies so ist und schon lange eine grundlegende Erkenntnis der Menschheit ist, zeigen Geschichten aus den Mythologien der Völker. Da ist zum Beispiel die tragische Geschichte des Jünglings Tithonus aus der klassischen griechischen Mythologie (Preller, 1872). Die Göttin Eos (Aurora der Römer), Tochter von Hyperion und Theia, erbat sich von Zeus das Geschenk