Das physikalische Rüstzeug des Ingenieurs [antikvár]

VORWORT Die moderne Technik besitzt neben ihrer handwerklichen auch eine wissenschaftliche Grundlage. Die weitere Entwicklung der Technik ist entscheidend davon abhängig, wieweit Ergebnisse der Wissenschaften unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zielbewußt herangezogen werden. Der Physik kommt dabei besondere Bedeutung zu. Will man das heutige Verhältnis von Physik und Technik bestimmen, so ist da-von auszugehen, daß die Physik reine Wissenschaft, die Technik dagegen Gestaltung auf wissenschaftlicher Grundlage ist. Die Physik ist eine der Grundlagen, deren die Technik bedarf. Diese Feststellung ist längst bekannt. Wer befähigt ist, physikalisches Denken und Handeln seinem Entwickeln und Gestalten dienstbar zu machen, kann langwieriges und oft kostspieliges Probieren vermeiden. Die Erfahrung in der technischen Praxis lehrt aber, daß der von der Ausbildung in die Praxis -tretende Ingenieur oft nicht so mit der Physik vertraut ist, wie es notwendig wäre. Mitunter werden Wege abgebroohen oder gar nicht begangen, die bei entsprechenden physikalischen Kenntnissen durchaus erfolgversprechend gewesen wären. Die Ursache für diesen Sachverhalt ist in dem an manchen Ausbildungsstätten nicht befriedigend gelösten Einbau der Physik in den Ausbildungsgang der Ingenieure zu suchen. Zur Abhilfe gibt es grundsätzlich zwei Wege. Entweder man nimmt den Zustand als gegeben hin und schafft einen Zwischenberuf, der zwischen Physik und Technik vermitteln soll. Dies ist der Weg, der mit der Einführung eines gesonderten Studiums der technischen Physik nach dem ersten Weltkrieg beschritten wurde und seither zu manchen Meinungsverschiedenheiten geführt hat. Oder man vermittelt dem Ingenieur selbst ein sorgfältiger gepflegtes und auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes physikalisches Rüstzeug, das ihm einen weiteren Blick eröffnet und ihn in unmittelbare Nachbarschaft zum Physiker bringt. Gegenüber diesen beiden Möglichkeiten, von denen die Verfasser die zweite zu verfolgen für richtiger halten, erscheint es grundsätzlich abwegig, die Physik in der Technik auf die Stellung einer Hilfswissenschaft zu beschränken, da die Physik gerade in ihrer Selbständigkeit auch für die Technik von größter Bedeutung ist. In dieser Situation macht das vorliegende Buch den Versuch, sowohl der Technik als auch der Physik einen Dienst zu leisten, dem die vorhandenen Physikwerke erfahrungsgemäß offenbar nur unvollständig gerecht werden konnten. Die Verfasser wenden sich in erster Linie an die jüngeren Ingenieure in der Praxis, um ihnen den Weg zur Auffrischung ihrer physikalischen Kenntnisse und deren Aktivierung für technische Zwecke zu erleichtem. Das vorhegende Buch setzt also eine erste Bekanntschaft mit der Physik voraus; es kann aber auch neben Unterricht und Vorlesungen mit Nutzen verwendet werden, obwohl es ein Lehrbuch im eigentlichen Sinne nicht ist. Die Darstellung bedient sich der dem Ingenieur geläufigen Mittel. Sie geht bei der Fülle des Stoffes auf die möglichst systematische Erfassung des Wesentlichen aus und bringt die Ergebnisse und