Bővebb ismertető
Ich glaube, eine Frau kann viel leichter bei einem Mann etwas durchsetzen, wenn sie einen runden Busen hat. Deshalb habe ich mir vorgenommen, mir morgen vier Taschentücher in den Ausschnitt zu stopfen, um wirklich erwachsen auszusehen. In Wirklichkeit bin ich natürlich schon ganz erwachsen, aber das weiß nur ich, und man sieht es mir noch nicht richtig an. Letzten November wurde ich vierzehn Jahre alt, und Papa schenkte mir zum Geburtstag dieses schöne Tagebuch. Es ist natürlich schade, diese feinen weißen Seiten vollzuschreiben. Das Buch hat auch ein kleines Schloß, und ich kann es absperren. Nicht einmal meine Schwester Julie wird wissen, was darin steht. Es ist das letzte Geschenk von meinem guten Papa. Mein Papa war der Seidenhändler François Clary in Marseille, er ist vor zwei Monaten an Lungenentzündimg gestorben. »Was soll ich denn in das Buch hineinschreiben?« fragte ich ratlos, als ich es auf dem Geburtstagstisch fand. Papa lächelte und küßte mich auf die Stirn: »Die Geschichte der französischen Bürgerin Bernadine Eugénie Désirée Clary«, sagte er und bekam plötzlich ein gerührtes Gesicht. Ich beginne heute nacht meine zukünftige GesAichte aufzuschreiben, weil ich so aufgeregt bin, daß ich nicht einschlafen kann. Deshalb bin ich leise aus dem Bett gekrochen, hoffentlich wacht Julie, die im selben Zimmer schläft, nicht durch das Flackern der Kerze auf. Julie würde mir nämlich einen schrecklichen Krach machen. Und aufgeregt bin ich, weil ich morgen mit meiner Schwägerin Suzanne zum Volksrepräsentanten Albitte gehen soll, um ihn zu bitten, Etienne zu helfen. Etienne ist mein großer Bruder, und es geht um seinen Kopf. Vor zwei Tagen kam plötzlich die Polizei und verhaftete ihn. Wir wissen nicht, warum, aber so etwas kann leicht in diesen Zeiten passieren, es ist ja noch nicht einmal fünf Jahre her, seitdem wir die große Revolution hatten, und manche Leute behaupten, sie sei noch gar nicht zu Ende. Jedenfalls werden jeden Tag viele Leute vor dem Rathaus gmllotiniert, und es ist lebensgefährlich, mit Aristokraten verwandt zu sein. Aber vnr sind Gott sei Dank nicht mit feinen Leuten verwandt. Papa hat sich selbst hinaufgearbeitet und den winzigen Kaufmannsladen seines Vaters in eines der größten Seidenwarengeschäfte von Marseille verwandelt. Und Papa war sehr froh über den Begirm der Revolution, obwohl er knapp vorher Hoflieferant geworden war und der Königin blauen Seidensamt schickte. Der Stoff ist nie be-