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Ich war sechzehn, aber das sah man mir nicht an . . . man gab mir höchstens fünfzehn. Ich war also noch ein kleines Mädchen, und meine Tante verkaufte mich! Sie verkaufte mich an einen Deutschen, den Obersten Graf Hugo Eintracht von Trepnowitz, einen Mann in den Fünfzigern, der mir uralt vorkam. Groß, mager, kleiner Kopf auf langem Hals, glattrasierter Schädel, unbewegtes Gesicht, scharfgeschnittene Züge, Habichtsnase, graue Augen, vor das linke ständig ein Monokel geklemmt . . .
Ich war entsetzt, ich zitterte von Kopf bis Fuß, und doch . . . Ach, all das läßt sich nicht so leicht erzählen. Ich preßte mein Ohr an die Tür.
»Sie hat den Körper einer Göttin«, sagte meine Tante.
Den Körper einer Göttin! Ich traute meinen Ohren nicht! Hatte sie mich vielleicht doch gern?
Tante Louise und Onkel Nestor führten die Auberge des Chasseurs in Mondevielle, einem größeren Dorf in den Ardennen, an der Straße nach Sedan. Mondevielle lag im Etappengebiet, ziemlich weit hinten.
Man schrieb Ende März 1918. Die 18. Armee unter General von Hutier durchbrach die englische Front an der Somme. Jeden Abend berichtete das deutsche Kommunique von Siegen, und Trepnowitz wollte diese Siege feiern. Er bestellte Champagner, weil ich ihn servierte. Das war mir klar. Ich sah, daß er sich für mich interessierte, und das reizte mich, es schmeichelte mir. Ein Oberst und Graf! Ein Aristokrat! Ich hatte schon anderen Obersten Champagner serviert. Meine Anwesenheit brachte die Offiziere dazu, Geld auszugeben. Sie wollten imponieren. Ich muß sagen, daß sie sich im allgemeinen anständig aufführten. Ich sah wirklich aus wie ein kleines Mädchen. Die Herren wagten nicht, mir allzu deutlich zu verstehen zu geben, was sie mir zu verstehen geben wollten und was ich sehr wohl verstand, während ich vorschützte, nichts zu verstehen. In einem Gasthaus muß man sich zu verteidigen wissen, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.
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