Bővebb ismertető
Die politische Geschichte seiner Tage begegnet dem Zeitgenossen in Einzel-
daten - in Personen, Orten, Institutionen, Organisationen, Ideen und Be-
wegungen. Im Gespräch, in der politischen Diskussion fällt ein Stichwort, bei
der Zeitungslektüre taucht ein Name oder Begriff auf, in den Nachrichten wird
ein Konferenzort erwähnt. Die Fülle der Ereignisse und ihre Weltweite zwin-
gen selbst den, der sich mit Politik von Berufs wegen beschäftigt, zur Wissens-
konzentration auf bestimmte Themenkomplexe oder geographische Gebiete.
Wo kann er sich schnell über andere politische Bereiche informieren?
Die großen Lexika in unseren Bücherregalen sind nicht im Hinblick auf
politisches Tagesgeschehen und Zeitgeschichte konzipiert. Eine Darstellung
der Spiegel-Krise von 1962, eine Erklärung der Breshnew-Doktrin, die Bio-
graphie Rudi Dutschkes, die wichtigsten Bestimmungen des Moskauer Ver-
trags vom August 1970 wird man dort schwerlich finden. Wir, die Herausgeber
dieses Lexikons, wollten ein Nachschlagewerk zusammenstellen, das Journa-
listen, Lehrern, Politikern, Politologen und Dolmetschern als Hilfsmittel für
ihren Beruf dienen kann und das dem politisch Interessierten die Möglichkeit
gibt, sich rasch über zeitgeschichtliche Daten und Fakten zu unterrichten.
Dabei war uns bewußt, daß biographische Angaben und die Beschreibung
von Einzelereignissen oft wenig weiterhelfen, daß es vielmehr darauf ankommt,
darüber hinaus Zusammenhänge und Hintergründe sichtbar zu machen, Ein-
zelgeschehnisse in einen Bezugsrahmen einzuordnen. Deshalb bilden das Kern-
stück des Lexikons ausführliche Sachartikel, die die wesentlichen Tendenzen
und Probleme, die entscheidenden Ideen, Ideologien und Bewegungen unseres
Jahrhunderts zusammenfassend behandeln. Diese Sachartikel waren uns das
Wichtigste, und wir haben uns bemüht, gerade hier der Vielfalt und Weite
unseres Themas gerecht zu werden.
Die inhaltliche und zeitliche Begrenzung des Lexikons ergibt sich aus dem
Titel. Bestimmend für das Stichwortverzeichnis war der Zeitraum vom Beginn
des Ersten Weltkrieges bis zum Ende der sechziger Jahre; wo es nötig erschien,
setzt jedoch die historische Darstellung früher ein. Der Benutzer wird bemer-
ken, daß das Feld der erfaßten Ereignisse, Institutionen und Personen immer
dichter wird, je näher sie unserer Gegenwart stehen und je mehr sie die aktuelle
Politik unmittelbar bestimmen. Die meisten Artikel geben den Stand von Ende
1970 wieder; eine Anzahl konnte noch auf den Stand des Sommers 1971 ge-
bracht werden. Da es sich um ein deutschsprachiges Lexikon handelt, stehen
naturgemäß Deutschland (Deutsches Reich, BRD und DDR) sowie Österreich
und die Schweiz im Vordergrund, und Phänomene und Ereignisse, die die
deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt haben - Natio-
nalsozialismus, Kommunismus, die beiden Weltkriege -, werden entsprechend
ausführlich behandelt. Eine weitere wichtige Aufgabe haben wir darin gesehen,
zuverlässige Informationen über die in Mitteleuropa noch immer weithin un-
bekannten Probleme und Repräsentanten der Dritten Welt zu bringen.
Wir wollen nicht verhehlen, daß uns ein Unternehmen wie die Herausgabe
dieses Lexikons vor einigen Jahren, als wir es konzipierten, weitaus leichter
erschien als heute. Wir konnten uns so gut wie überhaupt nicht auf Vorbilder
stützen; viele Probleme gingen uns erst während der Arbeit auf. Als besonders
schwierig erwies sich die Anfertigung eines möglichst umfassenden und aus-
geglichenen Stichwortkatalogs. Bei Personen und Ereignissen, die die Öffent-
lichkeit Ende der sechziger Jahre beschäftigten, standen wir vor der Frage, ob
das auch noch in den siebziger Jahren so sein würde. Die Biographie Cohn-
Hanger Konferenzen 1929/30 ->Young-Plan
Haager Konventionen. 1) Völkerrechtl. Kon-
ventionen: Auf Anregung Zar Nikolaus' II.
fanden 1899 und 1907 in Den Haag zwei
Friedenskonferenzen mit dem Ziel einer Ab-
rüstung statt. 1899 wurden folgende Ab-
kommen geschlossen: I. Haager Abk. zur
friedl. Erledigung internationaler Streitfälle
vom 29. 7. 1899; II. Abk. betreffend die
Gesetze und Gebräuche des Landkriegs vom
29. 7. 1899; III. Abk. über die Anwendung
der Grundsätze der Genfer Konvention
vom 22. 8. 1864 auf den Seekrieg; ferner 3
Erklärungen über das Verbot bestimmter
Kampfmittel. Von der 2. Haager Konferenz
wurden am 18. 10. 1907 folgende Abk. ver-
abschiedet: I. Abk. zur friedl. Erledigung
internationaler Streitfälle; II. Abk. betreffend
die Beschränkung der Anwendung von Ge-
walt bei der Eintreibung von Vertrags-
schulden (Drago-Porter-Konvention); III.
Abk. über den Beginn der Feindseligkeiten;
IV. Abk. betreffend die Gesetze und Ge-
bräuche des Landkrieges (Haager Land-
kriegsordnung); V. Abk. betreffend die
Rechte und Pflichten der neutralen Mächte
und Personen im Falle eines Landkrieges;
VI. Abk. über die Behandlung der feindl.
Kauffahrteischiffe beim Ausbruch der
Feindseligkeiten; VII. Abk. über die Um-
wandlung von Kauffahrteischiffen in Kriegs-
schiffe; VIII. Abk. über die Legung von
unterseeischen selbsttätigen Kontaktminen;
IX. Abk. betreffend die Beschießung durch
Seestreitkräfte in Kriegszeiten; X. Abk. be-
treffend die Anwendung der Grundsätze
des Genfer Abkommens auf den Seekrieg;
XI. Abk. über gewisse Beschränkungen in
der Ausübung des Beuterechts im Seekrieg;
XII. Abk. über die Errichtung eines Inter-
nationalen Prisenhofes; XIII. Abk. betref-
fend die Rechte und Pflichten der Neutralen
im Falle eines Seekrieges; ferner eine Er-
klärung über das Verbot des Werfens von
Geschossen und Sprengstoffen aus Luft-
schiffen. Nicht alte Abk. wurden ratifiziert,
nicht jeder Teilnehmerstaat trat allen Ab-
kommen bei, manche machten Vorbehalte
(z. B. die USA den Vorbehalt der -^Mon-
roe-Doktrin bei Abk. I). Eine Reihe von
Abk. wurde inzwischen durch andere er-
gänzt oder ersetzt. - 2) H. K. zum Interna-
tionalen Privatrecht haben die Aufgabe ein-
heitlicher Regelung der Rechtswirkungen
bestimmter staatl. Hoheitsakte auf dem Ge-
biet des Privatrechts (z. B. im Ehe-, Unter-
halts-, Zivilprozeßrecht) in den Vertrags-
staaten, vor allem die Anerkennung und
Vollstreckung gerichtl. Entscheidungen in
den anderen Vertragsstaaten. S. O.
Haase, Hugo, dt. Politiker (SPD, USPD),
* Allenstein 29. 9. 1863 (Vater: Schuh-
macher), f (ermordet) Berlin 7. 11. 1919.
Jurastudium. 1890-1911 Rechtsanwalt in
Königsberg, 1912-19 in Berlin. H. trat
unter dem Sozialistengesetz der SPD bei.
1895-1910 Stadtverordneter in Königsberg;
1897-1906 und 1912-18 MdR. 191 1-16 (als
Nachfolger P. Singers) einer der beiden
Parteivors. der SPD, 1912-15 zugleich einer
der Vors. der SPD-Fraktion im RT. 1914
verlangte H. von der Fraktion vergeblich
die Verweigerung der Kriegskredite; über-
stimmt, begründete er dann gegen seine
Überzeugung die Kreditbewilligung im RT.
1915 veröffentlichte er mit K. Kautsky und
E. Bernstein den pazifist. Aufruf >Das
Gebot der Stunde<, ab Dez. 1915 verweigerte
er die Kriegskredite. 1917 Mitbegründer
und einer der Vors. der USPD. Ab 10. 11.
1918 gemeinsam mit F. Ebert Vors. des
Rats der Volksbeauftragten; 29. 12. 1918
Rücktritt mit den anderen USPD-Mitgl.
des Rats. 1919 Abg. der Nat.Vers. H. stand
in der USPD auf dem rechten Flügel und
verfolgte einen gemäßigt soz. Kurs. Er er-
strebte eine Kombination von Rätesystem
und parlament. Demokratie sowie eine
Teilsozialisierung. H. starb an den Folgen
eines am 8. 10. 1919 auf ihn verübten
Attentats.
Lit: E.Haase (Hg.): H. H., sein Leben und
Wirken (1921).
Habsburg, Dynastie in österr.-Ungarn (seit
1282 bzw. 1526), zuletzt am eindrucksvoll-
sten repräsentiert vön Kaiser Franz Joseph
(1848-1916). Die H.er verkörperten im
Vielvölkerstaat österr.-Ungarn das mittel-
alterl. dynast. Prinzip, mit dessen Ende sie
1918 untergingen. Anfang des 20. Jh. sym-
bolisierte Franz Joseph mit seinem starren
Festhalten an Äußerlichkeiten und Tradi-
tion die Unfähigkeit der Monarchie zur
Umwandlung in einen modernen demokrat.
und föderativen Staat. Auch die Reform-
pläne des Thronfolgers Franz Ferdinand
hätten die Nationalitäten kaum befriedigt,
jedoch die herrschenden Deutschen und
Magyaren aufgebracht. Franz Joseph hatte
sich durch seine persönl. Kälte und Schroff-
heit von seiner Familie wie von seinen Un-
tertanen völlig isoliert. Nach dem Selbst-
mord des Kronprinzen Rudolf (30. 1. 1889)
lebte er auch mit dem neuen Thronfolger
Franz Ferdinand in ständiger Spannung.
Zuletzt hielt nur noch die Person des Kai-
sers die Donaumonarchie zusammen; seinen
Tod (21. 11. 1916) überlebte sie nur um
knapp zwei Jahre. Der letzte Kaiser, Karl,
versuchte unter dem Einfluß seiner Gemah-
lin Zita vergeblich, 1917 durch eine betonte,
aber nicht konsequente Friedenspolitik
(—>Sixtus-Affäre), 1918 durch eine verspätete
Föderalisierungspolitik Krone und Reich
zu retten. Im Gegensatz zu den dt. Dynastien
verzichteten die H.er im Nov. 1918 nicht
förmlich auf den Thron. Ungarn blieb bis
1944 formal habsburg. Monarchie, mit ei-
nem Reichsverweser (Adm. v. Horthy) an
OAE —^Organisation für afrikanische Ein-
heit
OAS —»-Organisation Amerikanischer Staa-
ten
OAU -^Organisation für afrikanische Ein-
heit
Oberkommando der Wehrmacht (OKW), ab
1938 der militär. Stab des Oberbefehlsha-
bers der Wehrmacht (OBW), der die allei-
nige Befehlsgewalt besaß. Das OKW war
also keine selbständig handlungsfähige
Kdo.-Behörde. Es entstand aus dem polit.
Minisferamt im Reichswehrministerium (ab
1935 Reichskriegsministerium), das nach
1933 Gen. v. Reichenau in einen Führungs-
stab für die Gesamtwehrmacht umzuwan-
deln versuchte (daher 1934 Umbenennung
in Wehrmachtamt). Dem widersetzten sich
die Wehrmachtteile. Insbesondere das OKH
unter Fritsch und Beck beanspruchte für das
Heer den maßgebl. Einfluß innerhalb der
Wehrmachtführung. Diesem Anspruch lag
sowohl die Absicht zugrunde, die einstige
dominierende Stellung des Großen General-
stabs wiederzugewinnen, als auch die Ab-
lehnung des nat.soz. Führerprinzipes mit
seiner absoluten Instrumentalisierung der
militär. Führung, wie es die Vertreter des
OKW (Keitel und Jodl) vertraten. Dieser
Streit verhinderte nicht nur die Errichtung
einer vernünftigen Wehrmachtsspitzenglie-
derung, sondern verursachte auch eine fol-
genreiche Spaltung innerhalb der obersten
militär. Führungsschicht, die es Hitler er-
leichterte, die Wehrmacht seinem Willen zu
unterwerfen. Am 4. 2. 1938 machte er sich
selbst zum OBW, unterstellte sich das OKW
direkt und stellte dessen Chef Keitel den
Reichsministern im Range gleich. Ihm über-
trug er auch die Geschäfte des bisherigen
Reichskriegsmin. Das OKW umfaßte da-
mals u. a. das Wehrmachtsführungsamt (ab
1940 -Stab), dessen Chef (Jodl) Stellv. Kei-
tels und im Kriege der ständige operative
Berater Hitlers wurde, sodann das Wehr-
wirtschafts- und Rüstungsamt, das Allg.
Wehrmachtsamt, das Amt Ausland/Abwehr
sowie Abt. für Haushalt und Rechtswesen.
Das OKW wurde allerdings nie zu einem
echten Wehrmachtsgeneralstab, vermochte
auch nie die Operationen eigenständig zu
planen oder gar zu führen. Es blieb stets -
selbst für die ihm im Kriege unmittelbar
unterstellten »OKW-Kriegsschauplätze« -
auf die Unterstützung der Okdos. der Wehr-
machtteile insbesondere des Heeres, und
deren Organe angewiesen. - Im Glauben an
Hitler vertraten die beiden führenden Män-
ner des OKW meistens auch dessen mili-
tärisch unsinnige, verantwortungslose und
völkerrechtswidrige Befehle gegenüber der
Wehrmacht und trugen damit mehr als die
Okdos. der anderen Wehrmachtteile zur Per-
version der dt. Kriegführung bei. K.-J. M.
Lit: F.Hoßbach: Die Entwicklung des
Oberbefehls über das Heer in Brandenburg,
Preußen und im Dt. Reich von 1655-1945
(1957); W.Warlimont: Im Hauptquartier
der dt. Wehrmacht 1939-45 (1964); Das
Kriegstagebuch des OKW 1940-45, hg. v.
P.E.Schramm, 4 Bde. (1965 ff.).
Oberländer, Theodor, dt. Politiker (BHE,
CDU), * Meiningen 1. 5. 1905 (Vater:
höherer Beamter). Studium der Agrarwis-
senschaften in München, Hamburg und
Berlin, der Nationalökonomie in Königs-
berg. 1933 Eintritt in die NSDAP. März
1933 Direktor des Instituts für Osteurop.
Wirtschaft in Königsberg. 1934 Prof. für
Agrarpolitik in Danzig. 1939 Reichsführer
des »Bundes Dt. Osten«. 1940 Prof. an der
Karls-Univ. in Prag. 1941 als Kommandeur
des Bataillons »Nachtigall« in der UdSSR
(Lemberg) eingesetzt. In diesem Zusammen-
hang wurde O. nach dem Krieg für Massen-
hinrichtungen verantwortlich gemacht. 1945
als Maj. Leiter des Schulungslagers der
»Russ. Befreiungsbewegung« Gen. Wlas-
sows bei Berlin. 1950 in Bayern Mitbe-
gründer des Gesamtdt. Blocks/BHE und
MdL; 1954 bis zum Austritt 1955 Partei-
vors. 1951-53 bayr. Staatssekretär für
Flüchtlingswesen. 1953-61 und 1963-65
MdB. 1953-60 BMin. für Vertriebene. 1956
Eintritt in die CDU. 1959 erhobene An-
klagen wegen O.s Vergangenheit führten
1960 in Ost-Berlin zu einer lebenslängl.
Zuchthausstrafe, in Bonn zur Einstellung
des Verfahrens. O. trat nach Erlangung
der Pensionsberechtigung 1960 als Min.
zurück; er leitete seitdem den CDU-
Landesverband Oder-Neiße.
Werke: Die Landwirtschaft Posen-Pomme-
rellens (1937); Die Überwindung der dt.
Not (1954); Die agrar. Überbevölkerung
Polens (1956).
Lit: H.Raschhofer: Der Fall O. (1962).
Oberschlesien, verwaltungsmäßig der preuß.
Regierungsbezirk Oppeln mit 13.230 qkm
und (1910) 2.208.000 Einw., teilte bis 1919
die polit. Geschichte ganz —^Schlesiens. Von
den Regierungsbezirken Breslau und Lieg-
nitz unterschied es sich besonders durch den
hohen Anteil poln.-sprachiger Bevölkerung,
der 1910 53% betrug, wozu noch 4% Zwei-
sprachige kamen. Diese Bevölkerung hatte
aber bis um 1900 kein poln.-nationales, son-
dern ein preuß.-patriotisches Bewußtsein
und wenig Verbindungen zur poln.-natio-
nalen Bevölkerung Polens und Galiziens.
Auf Grund der sprachl. Verhältnisse und
um dem künftigen Polen ein Kohlegebiet zu
sichern, forderte das Poln. Nationalkomitee
in Paris schon 1918 die Angliederung ganz
O.s an den nach dem 13. Punkt Wilsons zu
schaffenden poln. Staat. Der Versailler Ver-
trag (Art. 87/88) setzte daraufhin fest, daß