Bővebb ismertető
I ^ie bildenden Künste der Kuskokwim-Eskimo werden um der Darstellung, nidit um der ästhetischen Wirkung willen geübt. Nur wo eine Darstellung benötigt wird, taudien sie auf, obwohl das Bild selbst dann durchaus ästhetisdhen Gesichtspunkten Rechnung trägt. Stirbt ein Mensch, so fertigt man, um sein Grab zu bezeichnen, eine Rgur von ihm an; man schnitzt eine Puppe, weil das kleine Mädel ein Kind haben will; die Kinder illustrieren ihre Mär-chenerzählungen in Schnee oder Schlamm mit ausführlichen Zeichnungen, um den Fortgang der Handlung anschaulicher zu machen. Besonders auffallend wird diese Bindung an den Darstellungszwedc dadurch, daß die meisten Darstellungen für die Winterfeste benötigt werden, nämlich ganze Sätze von Masken zur Beeinflussung von Tiergeistem und zu anderen Zwedcen (siehe Seite 47 ff.), von Malereien auf Trommeln und auf dem Fenster des Männerhauses als Illustration zu Abenteuern, die ein Vorfahr des Trommelbesitzers erlebt hat; die gleichen Abenteuer finden sich geschnitzt auf den Taktstöcken, und die Geschenke, die man sich wünscht, hängen als Miniaturen, aus Holz geschnitten, an einer Schnur. Einzig und allein um die Zeit dieser Feste wird in jedem Eskimodorf ein paar Wochen lang eifrig geschnitzt und gemalt; danach schlummern die Talente, bis sie im nächsten Winter wieder aufgeweckt werden.
Dem Darstellungszweck entsprechend ist die Haltung des Betrachters. Er sieht in erster Linie den Inhalt, nicht die ästhetischen Eigenschaften des Kunstwerks. Als ich versuchte, mit Lame Jacob, der selbst Künstler ist, wie in Afrika eine »Schönheitskonkurrenz« zu veranstalten, indem ich ihm eine Reihe von Malereien anderer Meister vorlegte, damit er daraus die besten heraussuche, sagte er: »Das sind alles gute Malereien, aber sie sagen mir so nicht viel, weil ich die Geschichten dazu nicht kenne.«
Man verlangt vom Kunstwerk zwar ästhetische Werte — es soll vor allem schöne Linien zeigen (vergleiche Seite 75) — sowohl in der Plastik als auch in der Malerei. Es soll femer der Raum auf der
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