PRIMADONNA ASSOLUTA
Die Natur macht keine Sprünge, aber die Zeit schießt gern einmal Kobolz. Was längst im Schöße der Vergangenheit entschwunden schien, unter ihrem Lorbeer begraben, wird plötzlich wieder gegenwärtig. Fast könnte man versucht sein, zu glauben, unsere Epoche hätte eine...
PRIMADONNA ASSOLUTA
Die Natur macht keine Sprünge, aber die Zeit schießt gern einmal Kobolz. Was längst im Schöße der Vergangenheit entschwunden schien, unter ihrem Lorbeer begraben, wird plötzlich wieder gegenwärtig. Fast könnte man versucht sein, zu glauben, unsere Epoche hätte eine kindliche Freude, mit den Dingen von Einst zu spielen: mit dem totgeglaubten Jugendstil, mit der Mode des Empire. Und mit dem Primadonnen-Kult, der mit dem Tode der Patti, die kurz nach dem ersten Weltkrieg starb, für immer vergangen schien. Die Prima donna, die erste Dame, war einst das Symbol einer opernnärrischen Epoche: in einer absolutistischen Zeit waren die großen Primadonnen die vom Volk wie vom Adel gleichermaßen gekrönten Königinnen. Sie waren die Meteore im festgefügten Planetensystem, die aufstrahlenden Kometen, die ihre eigenwillige Bahn zogen. Sie genossen Privilegien, die sie sich selbst zugestanden hatten und die kein Potentat zu beschneiden wagte. Von der Gunst des Publikums emporgetragen, duldeten sie niemanden neben sich: Händel mußte einmal in London eine geifernde Primadonna mit seinen starken Armen zum Fenster hinaushalten, um die Aufgebrachte zur Raison zu bringen. Ihren eigensüchtigen Wünschen fügten sich die Komponisten jener Zeit: Händel wie Rossini und Donizetti, ein wenig sogar auch der junge Mozart, hatten unter den Primadonnenlaunen zu leiden, die oft genug das dramaturgische Konzept einer Oper durcheinanderbrachten, indem sie unnach- 5
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