Sizilianische Geschichten [antikvár]

Revolution heißt, das Heilbare heilen Biographischer Essay zu Danilo Dolci von Peter Müller Danilo Dolci, einmal der »Gandhi Siziliens« genannt, ist eigentlich kein Sizilianer. Am 28.6.1924 wird er in Norditalien, in dem Dorf Sesana bei Triest, geboren. In seinem katholischen Elternhaus sind gleich mehrere Nationalitäten vertreten: Der Vater, ein Eisenbahner, war Italiener, seine Mutter Slovenin, und ein Großvater stammt aus Deutschland. Obwohl in Italien seit über dreißig Jahren prominent und umstritten, hat er sich noch nicht zu einer Autobiographie durchgerungen. Nur in dem kurzen Aufsatz »Was ich gelernt habe« (»Ciö che ho imparato«, in: Esperienze e riflessioni) erzählt er aus seinem Leben. Ganz normal verlaufen seine ersten fünfzehn Lebensjahre. Musik und Lesen mag er besondes, und die Schule strengt ihn nicht sehr an. »Mit sechzehn Jahren«, schreibt er, »ich weiß nicht mehr genau warum, wurde das Bedürfnis zu lesen, die Erfahrungen und Gedanken anderer Menschen, die vor mir gelebt hatten, durch Bücher kennenzulernen, so heftig, daß ich sie gestohlen hätte, wenn ich in meiner Umgebung ( ) keine gefunden hätte.« Die Tage werden dem Sechzehnjährigen zu kurz. Seit dieser Zeit steht er jeden Morgen um vier Uhr auf, um in Ruhe zu lesen und zu schreiben. Er sucht keine Unterhaltung, sondern Wissen. Anders als die meisten seiner Altersgenossen greift er zu den großen Literaten und Philosophen. Er schreibt: »Noch bevor der übliche Tagesablauf eines Schülers begann, traf ich in aller Stille für drei Stunden die Meinigen: Zuerst ein wenig durcheinander und später