Totentanz [antikvár]

LISZT TOTENTANZ Die Absicht, den Totentanz (Raabe 457; Searle 126; Milstein 44) zu kom-ponieren, führte Liszt in einer Tagebucheintragung vom Február 1839 in Rom an1}. Ende der dreifliger Jahre hatte Liszt wahrend seiner Aufenthalte in Italien die Schöpfungen des antiken Roms und die Werke der groflen Meister der italienischen Renaissance, Michelangelos, Tizians, Raffaels, Dantes, Tassos u.a., kennengelernt. Unter dem Eindruck dieser Erlebnisse entstanden bereits 1837/38 in erster Fassung die Stücke der Années de Péle-rinage, zweites Jahr: „Italien" sowie Pláne für die Dante- und die Faust-Sinfonie. Die unmittelbare Anregung zur Komposition des Totentanzes gab das Freskó „Der Triumph des Todes" auf dem Friedhof Camposanto von Pisa2), das Liszt dem damaligen Stand der Kenntnisse entsprechend für ein Werk von Andrea Orcagna (um 1302 — um 1368) hielt3). An die Komposition des Totentanzes machte sich Liszt vermutlich erst gegen Ende der vierziger Jahre, wie aus der Datierung einer frühen, aber bereits überarbei-teten Fassung des Werkes von 1849 zu schlieBen ist. Bis zur Erarbeitung der endgültigen Fassung sollten jedoch noch Jahre vergehen. 1853 kam es zu einer neuerlichen Überarbeitung4), und 1859 hat Liszt das Stück nochmals überarbeitet5). Die Erstausgabe erschien 1865 beim Leipziger Verlag Siegel. Unmittelbar nach Erscheinen der Partitur schrieb Liszt den Totentanz für Klavier solo um, und zur gleichen Zeit wahrscheinlich auch für zwei Klavie-re. Das Thema der Variationsfolge, die nach Angaben der Erstausgabe fünf, in Wirklichkeit jedoch viel mehr Variationen enthált, ist eine Melodie der gregorianischen Sequenz ,,Dies irae", (Thomas von Celano, vor 1200 — nach 1255). Die Uraufführung fand im Erscheinungsjahr der Erstausgabe (am 15. April 1865) in Den Haag unter Mitwirkung von Hans von Bü-low statt, das Orchester wurde von dem hollándischen Kapellmeister Jean Verhulst dirigiert. Das Werk hatte weder hier noch bei seiner Aufführung in RuBland (am 21. Február 1866 in St. Petersburg unter Mitwirkung von Anton Avgustowitsch Gerke und der Leitung von Balakirjev) Erfolg. Dazu kam es erst ein Jahr spáter, 1867, als Nikolai Rubinstein, der hervorra-