Bővebb ismertető
Das Weihnachtsfest, das Geburtsfest des Erlösers, die Fleischwerdung der göttlichen Liebe - in den mittelalterlichen Quellen oftmals knapp nur mit „nativitas" bezeichnet -, war zu allen Zeiten ein beliebter Gegenstand der Sakralkunst. Die schönsten Werke, in denen sich gläubige Versenkung in das religiöse Mysterium widerspruchslos mit realer Auffassung des Lebens verbunden zu haben scheint, entstanden zwischen dem Ende der antiken und dem Beginn der bürgerlichen Kultur, zwischen dem 4. und dem 18. Jahrhundert, in einer Epoche, die die Feudalordnung aufsteigen und wieder verfallen sah. Das Weihnachtsfest ist in diesem anderthalb Jahrtausend freilich nicht das bedeutendste Fest der chrisdichen Kirche gewesen; Ostern stand ihm in theologischer wie in volkstümlicher Wertung weit voran. Von liturgischen Anweisungen aus dem Aachener Lief Karls des Großen um 800, die dem österlichen Teil der Kirche - resurrectio und ascensio - die Priorität zusprachen, reicht der Bogen der Osterthematik über die vielen Heiligen Gräber des Mittelalters bis zu den Stern-figurationen in den Gewölben spätgotischer Hallenkirchen, die den Kreuzaltar überspannten. Der Kreuzaltar, der Altar der Passion Christi, war der eigentliche Hauptaltar des mittelalterliehen Gotteshauses; es gab in der okzidentalen Kirche keinen „Geburtsaltar" oder „Weihnachtsaltar", der ihm an Rang und Gewicht entsprochen hätte. Das Mittelalter sah Weihnachten von Ostern her, sehr anders als der heutige Christ, der dazu neigt, im Anfang des Erdenlebens Christi die grundlegende Heilstatsache zu sehen. Das Weihnachtsfest ist zum christlichen Hauptfest erst in neuerer Zeit geworden; nicht zuletzt durch den bürgerlichen Geschäftssinn, der Weihnachten in ein „Fest der Liebe" und des Sich-Besehenkens umstiUsiert und seine religiöse Bedeutung weithin verschüttet hat. Künstlerische Weihnachtsdarstellungen aus einet Zeit und Welt, die fest im christlichen Glauben verwurzelt waren, sind auch eine Frage an das
gegenwärtige Verständnis des Weihnaehtsfestes und dessen echte Feier. Sie können heute wohl nicht mehr unmittelbar verstanden werden. Aber sie führen uns in ein Welt- und Menschenbild hinein, das uns als Erbe überkommen ist. Ihm immer wieder neu zu begegnen ist Bedürfnis für jeden, der sich um ein tieferes Selbstverständnis der eigenen Existenz bemüht. Wir leben auf dem Grund der Geschichte.
Die folgenden Erläuterungen sollen von den biblischen Texten her und aus historischen Zusammenhängen das Verstehen der Bilder erleichtern. Im zweiten Teil der Einleitung werden in der gebotenen Kürze die meisten der abgebildeten Werke beschrieben, um die Augen des Betrachters besser sehen zu lehren.
Christi Geburt war für die Zeitgenossen kein unerwartetes Ereignis. Jahrhunderte der Messiaserwartung, der Hoffnung auf Erfüllung der messianischen Verheißungen gingen ihr voraus. Die Sehnsucht nach der Geburt eines Erlösers, der die Welt von allem Leid befreien, dessen Kommen den Anbruch eines neuen goldenen Zeitalters bedeuten würde, beschränkte sich nicht auf das Volk des Alten Testaments. Auch anderswo und sogar im republikanischen Rom faßte seit dem 1. Jahrhundert V. Chr. der Glaube Wurzeln, das Weltende sie nahe, die Zeit der Erneuerung müsse kommen. Selbst bei Cicero finden sich entsprechende Andeutungen, und in seiner berühmten vierten Ekloge sagt Vergil die Herabkunft eines Erlösers aus himmlischen Höhen voraus. Besonders lebendig war die Messiaserwartung in den Herzen der Juden, zumal es im Alten Testament zahlreiche Hindeutungen auf die Geburt des Auserwählten gibt, der die Menschheit vom Fluch der Erbsünde erlösen und auf Erden das Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und des Wohlergehens errichten werde. Dem von Gott auserwählten Haus Davids, so lehrten die Propheten, werde der Messias entstammen, der über Böse triumphieren und über alle Länder in alle Ewigkeit
5