Zeitgeschichte der Ungarndeutschen seit 1919 [antikvár]

EINLEITUNG Das vorliegende Buch richtet seine Aufmerksamkeit auf das Geschehen der letzten sieben Jahrzehnte der mehrere Jahrhunderte umspannenden Geschichte des Ungamdeutschtums, über die vor einigen Jahren eine kurze Zusammenfassung schon erschienen ist. Es sind die Jahrzehnte, in denen das Deutschtum im Donauraum, das bis zum Ersten Weltkrieg einheitlich im Rahmen des ungarischen Staates gelebt hatte, auf fünf Nachfolgestaaten verteilt, eigene Entwicklungswege einschlug. Das in „Rumpfungam" verbliebene Deutschtum fand sich in einer sonderbaren Lage wieder. Einerseits hatte es, von den stärkeren und entwickelteren deutschen Siedlungen durch die neuen Grenzen getrennt, eingebettet in die ungarische Bevölkerung, in seinen verstreuten Siedlungen durchaus Grund zu der Befürchtung, der hier auch bis dahin besonders vorangeschrittene Assimilierungsprozeß würde sich beschleunigen, was der aufflammende Chauvinismus, verbittert durch die Verluste in Tria-non, mit Gewalt versuchte. Andererseits bot sich ihnen zur Überwindung dieser Gefahren als besonderes Mittel der Umstand an, daß die ungarische Revisionspolitik, die nach der Rückgewinnung der verlorenen Gebiete strebte, Deutschlands außenpolitische Unterstützung suchte und auch auf eine günstige Haltung der deutschen Minderheiten in den Nachfolgestaaten angewiesen war. So konnte das Ungamdeutschtum unter Betonung der völligen Identifizierung mit den damaligen „ungarischen patriotischen Zielen" auftreten, um die deutschen Nationalitätenrechte zu schützen. Doch während die Deutschtumsbewegung der Ungamdeutschen durch Verhandlungen mit der Regierung schrittweise bescheidene Erfolge zu erzielen hoffte, wurde eine radikale Richtung, die das Festhalten am ungamdeutschen Volkstum mit dem Prinzip von der gesamtdeutschen Volksgemeinschaft vertauschte und zum „Volkstumskampf