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50 Jahre später
Einige Empfehlungen an den Leser
Habent sua fata libelli - Bücher haben ihr Geschick. Die Leser haben das ihre. Der Autor kennt seine Leser nicht. Es ist eine große Welt geworden, in die seine Gedanken eingehen. Eine Welt wilder Verrückungen von Menschen und Werten. Dieses Buch erschien im Jahre 1904 - es ist genau 50 Jahre alt. Es ist in diesem halben Jahrhundert zu einem »klassischen« Buch geworden und doch ein aktuelles geblieben. Das liegt an der geistigen Kraft des Autors und zugleich an dem Inhalt, von dem er handelt, dem Menschen.
Sigmund Freud hat den weißen Mann in einem Augenblick beobachtet - um die Wende dieses Jahrhunderts —, in dem seinem Selbstbewußtsein keine Grenzen gesteckt zu sein schienen. Freud sah ihn anders, als jener sich gesehen wünschte. Was es bedeutet, den eigenen Berufsstand, die Arzte, eine ganze Zeitgenossenschaft von Gebildeten zu entrüsten, Sigmund Freud "hatte es in einem langen, starken Leben auszukosten. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus - aber nur die Hellsichtigen nehmen sie wahr. Man könnte sagen, sie schreiten vom Schatten zu der Unbekannten, die ihn wirft, voran. Sie enthüllen die Motive der Geschichte, noch ehe sie sich ereignet hat. Ein ganzes Menschenalter lang ist die Geschichte nun hereingebrochen über Jedermann. Was Freud unter den sensibilisierten Geistern seiner Generation auszeichnete, war die Konsequenz, mit der er beim inneren Schauplatz ausgehalten hat, auf dem die Geschichte vorentschieden wird, ehe sie sich kundgibt, ehe sie geschieht. Es hat sich seither so viel Furchtbares zugetragen, das den Menschen vor sich entlarvte, daß man meinen könnte, das, was durch Freuds Technik der Seelenuntersuchung zugänglich wurde, sei nun bekannt genug. Da es aber nicht um ein objektives Wissen allein in der Psychoanalyse geht, sondern um ein Verständnis davon, wie der Mensch je und je mit seinen objektiven Möglichkeiten ringt, wie er sie verkennt, übersteigert, sich fügt, ist die Beschreibung neuentdeckter Hintergründe, voll von Lebenskraft, erst der Anfang einer Aufgabe. Wie die Ökonomie oder die Gesellschaftslehre nicht durch die Erforschung der wirtschaftenden oder sozialen Kräfte diese Lebensbereiche stabilisieren, endgültig harmonisieren kann-aber deshalb doch nicht sinnlos ist, ist auch die Psychologie mit der Entdeckung verborgener Kraftzentren nur interessanter geworden, lebensnäher, wirklicher.
Aber sie erfordert jetzt eine große Umstellung von jedem, der sich ihrer Führung anvertraut. Wir alle, ob belesen oder nicht, kommen aus Werkhallen, von der Tätigkeit des Planens, Rechnens, der gezielten Beanspruchung. Wir sind Urenkel oder noch spätere
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