In der Fremde
1949. Aus Moskau nach Leningrad gekommen, erregt und ermüdet von allem, was ich in dieser Stadt erlebt hatte, besuchte ich am Abend das Russische Museum. Dort kam erneut eine Welle von Erinnerungen über mich.
In einem Saal in der unteren Etage blieb ich verblüfft vor einem Bild...
In der Fremde
1949. Aus Moskau nach Leningrad gekommen, erregt und ermüdet von allem, was ich in dieser Stadt erlebt hatte, besuchte ich am Abend das Russische Museum. Dort kam erneut eine Welle von Erinnerungen über mich.
In einem Saal in der unteren Etage blieb ich verblüfft vor einem Bild stehen. Repins «Staatsrat» erstreckte sich über die ganze Wand. Was für eine Überraschung! Ich hatte nicht ge-vmßt, daß das Bild im Russischen Museum hängt, hatte es nie im Original gesehen. Die Frische und der Glanz der Repinschen Farben erweckten dieses bekannte Bild für mich zu neuem Leben. Einige Minuten betrachtete ich es von weitem, ging dann näher heran und sah mir aufmerksam die Gesichter der Staatsbeamten Nikolaus' II. an. Ich war immer schon der Ansicht gewesen, Repins Kunst habe in diesen Porträts, die die ganze Weltanschauung einer hinter uns liegenden Epoche widerspiegeln, ihre höchste Kraft und Vollkommenheit erreicht. An diesem Tag war ich so erregt, daß es mir vorkam, als ob Pobedonoszew mit seinem starren BHck und seinen dünnen trockenen Lippen leibhaftig im Saale sei und der hochmütige Witte undurchdringlich lächelte, als ihn mein Blick traf.
Ich setzte mich dem Bild gegenüber, schaute es lange an und war so in Gedanken vertieft, daß ich gar nicht bemerkte, wie sich zwei Männer neben mich setzten. Ihr angeregtes Gespräch unterbrach jedoch bald meine Nachdenklichkeit.
«Nein», sagte der eine, «die rote Schärpe ist der Stanislaus-Orden. Aber was für eine ist denn die dunkelblaue?»
«Die hellblaue», erwiderte der andere, «ist wahrscheinlich der Andreas-Orden, da auch Nikolai ihn trägt. Was die dunkelblaue bedeutet, weiß ich nicht. Vielleicht ist es der Wladimir?»
Ich sah mich um. Es waren Flieger. Ein Oberleutnant und ein Hauptmann. Auf der Brust des Oberleutnants prangten die Bänder des Leninordens und zweier Rotbannerorden, auf der des Hauptmanns - Orden des Vaterländischen Krieges und der Alexander-Newski-Orden.
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