Bővebb ismertető
Von Nashörnern habe ich bis zu meiner ersten Afrikareise immer mit großem Re= spekt gesprochen, denn alles, was ich über Begegnungen mit Nashörnern in freier Wildbahn gelesen hatte, endete mit der Feststellung, daß die Nashörner zum gefähr= liebsten Großwild unserer Erde gehören und meist ohne ersichtlichen Grund den Menschen angreifen. Es wurde in vielen Reisebeschreibungen wiederholt geschildert, wie Trägerkarawanen in der afrikanischen Steppe von Nashörnern attackiert wur= den, wie die Neger beim Anblick dieser Dickhäuter alle Lasten abwarfen und in affenartiger Geschwindigkeit auf den nächsten Baum kletterten und wie die Bestie" schließlich mit gutgezieltem Schuß erlegt wurde. Ich hatte beim Lesen dieser Be= richte allerdings nicht beaditet, daß die meisten dieser Afrikaforscher dem afrika= nischen Großwild als Jäger gegenübergetreten waren und es deshalb entweder als Fleischlieferanten oder als menschenmordendes Untier betrachtet hatten. Wie wenig haben doch solche Afrikaforscher gemerkt, daß ihre Berichte über die Lebensweise der großen Säugetiere beschämend kärglich sind. Es ist eine Tatsache, daß wir heute bedeutend besser über das Leben des Pantoffeltierchens und der Amöbe, die in unseren Tümpeln, Seen und Teichen vorkommen und nur durch das Mikroskop dem menschlichen Auge sichtbar gemacht werden können, Bescheid wis= sen als über die Biologie der größten Tiere unseres Erdballes, die in den vergangenen hundert Jahren zu Tausenden erlegt wurden.Als ich zum ersten Male Nashörnern in freier Wildbahn begegnete, begann ich so= fort für diese poltrigen, aber verhältnismäßig harmlosen Riesen Sympathie zu emp= finden. Es mag schon sein, daß ein überraschendes Zusammentreffen mit einem Nas= horn mitunter auch für den Menschen unangenehm werden, vielleidit sogar tödlich auslaufen kann, aber wie oft müssen wir Großstädter vor einem Kraftfahrzeug zu= rückspringen, ohne daß wir zu einer Ausrottungsaktion aufrufen können. Auf dem Farmgelände von Momella, einer deutschen Farm am Meru, leben nach Schätzung des Farmers heute noch etwa hundert Nashörner. Vor dem letzten Kriege soll die Zahl beträchtlich höher gewesen sein. Begegnungen mit Nashörnern sind also auf der Farm Momella an der Tagesordnung und völlig unvermeidlich. In den vergan= genen fünfzig Jahren haben dort Nashörner keine tödlichen Unfälle und nur drei Unfälle mit schweren Verletzungen verursacht. Es kann aber auch nicht mehr fest= gestellt werden, ob die Tiere, auf deren Schuldkonto diese sdiweren Verletzungen kommen, früher einmal von unbekannten Jägern angeschossen worden waren, ob sie Junge bei sich führten, die sie vor dem Menschen schützen wollten, ob ihnen also auch wirklich die Schuld zu geben ist.Ich habe mit Selemani, einem eingeborenen Arbeiter von Momella, gesprochen, der heute am Stock geht, weil ein Nashorn ihm den Oberschenkel zertrümmert hat. Er schilderte mir, wie er einen schmalen Pfad, der durdi dichtes Buschwerk führte, ahnungslos entlanggegangen war und plötzlich an einer Wegbiegung mit einem Nas= horn förmlich zusammenstieß. Beide, Mensch und Tier, erschraken furditbar, das Nashorn griff an, warf ihn zu Boden und rannte über ihn hinweg, wobei der rechte Oberschenkel mehrmals gebrochen wurde. Auch bei diesem Unfall dürfte dem Nas= horn kaum eine Schuld zu geben sein.Die ersten Nashornbabys sah ich im Jahre 1955 auf einer Tierfangfarm in Ostafrika. Nashörner haben sich in Zoologischen Gärten bisher nur sehr selten vermehrt. Bis heute sind nur vier afrikanische Spitzmaulnashörner und drei indische Panzernas= hömer in Gefangenschaft geboren worden. Auch diese Erfolge sind erst nach dem