Die Kathedrale von Esztergom [antikvár]

Der Festungsberg von Esztergom (deutsch: Gran, lateinisch: Strigo-nium) spielte seit der Staatsgründung eine wichtige Rolle in der unga-rischen Geschichte, nicht nur aus staatsrechtlichen und kirchlichen Gründen, sondern auch dank der Traditionen, die sich an diesen Berg knüpfen. Die Stürme und Schicksalsschláge von Jahrhunderten lieBen seine Bedeutung nicht geringer werden, sondern vergröBerten sie immer mehr. Die Landschaft bei Esztergom gehört zu den schönsten Gegenden Ungarns, der Berg erhebt sich imposant über die Donau und die Gebáude, die auf ihm errichtet wurden, machten ihn anfangs zu einem weltlichen und spáter einem kirchlichen Zentrum des Landes. Es gibt kaum ein Ereignis in der ungarischen Geschichte und Kunst-geschichte, das sich nicht in irgendeiner Weise auf den Festungsberg von Esztergom bezöge. Man weiB nicht recht, welchen dieser vielfáltigen Zusammenhánge man beleuchten soll, um dem Leser die ganze Schön-heit und Bedeutung dieses von der Natúr und von Menschenhand ge-schaffenen Kleinods klarzumachen. Wir wollen uns in diesem Buch auf das bekannteste und wichtigste Baudenkmal beschránken: auf die Kathedrale, die den Festungsberg krönt.Als geographischer Komplex bildete der Festungsberg von Esztergom schon immer eine groBangelegte Einheit, und die Baumeister bemühten sich stets, die Möglichkeiten auszunutzen, die sich aus dieser giinstigen geographischen Lage ergaben. Der Berg ist nicht entlegen und doch abgesondert und war daher leicht zu verteidigen. AuBerdem wirkt er eindrucksvoll und majestátisch. So ist es kein Wunder, daB ihn sich die ungarischen Könige und spáter die Kirchenfürsten zur Residenz aus-ersahen. Stets verkörperte der Esztergomer Festungsberg irgendeine zentrale Gewalt, die auch durch die Einheitlichkeit und Monumentalitát der Bauwerke zum Ausdruck gebracht werden sollte. Diese Einheitlichkeit und Monumentalitát zu schaffen, war nie eine leichte Aufgabe und setzte stets groBe geistige und materielle Anstrengung voraus.Die Sankt-Adalbert-Kathedrale, die wahrscheinlich König Stephan I. (1001-1038) errichten lieB, fiel im Jahre 1188 einem Brand zum Opfer. Sie wurde spáter unter Erzbischof Hiob von Esztergom, einem der zu-verlássigsten Helfer König Bélas III. (1173-1196), wiederaufgebaut. Wahrscheinlich hatte diese Kathedrale die Gestalt einer dreischifflgen Basilika ohne Querschiff. lm Portikus befand sich die reichgegliederte Porta Speciosa aus farbigem Marmor und mit mosaikartigen Darstellun-gen aus bunten Steinen im Gewánde. Von diesem berühmten und künst-lerisch wertvollen Bauwerk sind uns leider nur einige Bruchstücke sowie eine Abbildung aus dem 18. Jahrhundert erhalten.