Dichter schreiben über Heilige I [antikvár]

VORWORT DES HERAUSGEBERS In seiner Reihe „Religiöse Gestalten" hat der St. Benno-Verlag im Laufe der letzten Jahre sdion mehr als ein Dutzend Bücher über große Frauen- und Männergestalten herausgebradit, die in der Geschichte der Kirche eine bedeutende Rolle gespielt haben und deren lebendiger Einfluß in Liturgie, Schrifttum und Leben bis in unsere Zeit weiterwirkt. Dabei galt das Interesse nicht in erster Linie den rein wissenschaftlichen Biographien über religiöse Gestalten, wie sie vor allem im 19. Jahrhundert und am Beginn des 20. Jahrhunderts beliebt waren. Solche wissenschaftlichen Untersuchungen werden stets die gesicherte historische Grundlage bilden müssen, auf der eine literarische Bearbeitung oder Gestaltung des bisweilen etwas trockenen und nüchternen historischen Materials aufbaut. Da geht es dann um die tiefere Sdiau und lebendigere Erfassung eines großen Menschen, seines Lebensschicksals inmitten bestimmter gesellschaftlicher Verhältnisse, seiner menschlichen und religiösen Bedeutung für seine und unsere Zeit. Heutzutage erwartet der Leser gewöhnlich, daß ihm solche Gestalten von den Schriftstellern in der Form des Romans oder der Erzählung nahegebracht werden. Daher die Beliebtheit des Heiligen-Romans mit all den vielfältigen Möglichkeiten einer großen Farbigkeit, Lebendigkeit und Dramatik oder auch psychologischen Feinheit der Darstellung. Der heutige Leser setzt dabei als selbstverständlidi voraus, daß das Dargestellte historisch „stimmt". Aber ihm kommt es mehr darauf an, daß ihm eine religiöse Gestalt so packend und überzeugend dargestellt wird, daß er ihren Lebenssdiicksalen mit persönlicher Anteilnahme folgen kann. Ausgezeichnet hat der Dichter Franz Werfel im Vorwort zu seinem 1957 im Union-Verlag, Berlin, erschienenen Roman „Das Lied von Bernadette" diesen Tatbestand beschrieben, wenn