Bővebb ismertető
Das terroristische Attentat vom u. September bestatigt eine Diagnose, die Hans Magnus Enzensberger schon vor einem halben Jahrzehnt formulierte: Der klassische Krieg wird durch »molekulare Gewalt« ersetzt. Gerade deshalb ist es so unsinnig, von »Krieg« zu reden. Natürlich wissen alle halbwegs nüchtemen Beobachter, warum George W. Bush solche Worte wahlte: Er wollte die Hilflosigkeit bemanteln, in der er sich - als machtigster Mann der Welt - befand. Wobei man ihm diese Hilflosigkeit nicht entgegen haltén kann; gegenüber Selbstmordattentatern, Briefumschlagen mit Milzbranderregern und Sarindampfen in U-Bahnen ist jeder hilflos, jedenfalls im Augenblick des Anschlags. Nur nachhaltige Politik kann solche Attacken aus dem Hinterhalt eindammen. Wir alle hoffen, dass die amerikanische Politik die kalte, aufs Langfristige zielende Entschlossenheit bewahrt, die sie in den ersten vier Wochen nach dem Attentat auf das World Trade Center und das Pentagon zeigte. Unsere Zeitschrifi ist eine Plattform Jurs kontroverse Zeitgesprach. Konformistische Medien gibt es genug. Deswegen sind die Beitráge von Karsten D. Voigt, Olivér Thranert, Ludwig Watzal, Jochen Thies und Klaus Faber höchst unterschiedlich. Thranert zum Beispiel pládiert, gerade nach dem Schock der terroristischen Angriffe, fur die amerikanischen Pláne für ein Raketenschild, Watzal dagegen. Voigt ist weiji Gott ein Freund Amerikás; das berechtigt ihn aber umso mehr, die Supermacht darauf zu stofien, dass sie ihre Alliierten konsultieren sollte. Faber ist sehr für den universalistischen Grundgedanken eines Intemationalen Gerichtshofs, spiefit aber den propagandistischen Missbrauch von Menschenrechtsanklagen ohne diplomatische Vorsicht auf. Wir wollen mit den schwachen Kraften einer Kulturzeitschrift den Kampf gegen den Terrorismus nachhaltig unterstützen; aber nicht um den Preis der Einschrankung der Meinungsfreiheit. Werjede Art von Kritik an den usa zum Antiamerikanismus und jede Art der Kritik an der israelischen Politik zu Antisemitismus erklart, ist unser Gegner. Die Programmdebatte der spd geht weiter; wir leisten dazu unseren Beitrag, und zwar durch zugespitzte Essays zur »Global Governance«, zur Gerechtigkeitsdebatte und zum Gleichheitsbegrijf. Gibt es »gerechte Ungleichheiten«? Starrt irgend jemand von Bedeutung in der spd »nur aufjene 10 bis 15%, die das Milieu derjungen aufstiegsorientierten Menschen mit Ellbogenmentalitat umfasst« (Heinz Thörmer)? Gelegentlich - beim Gesetz über geringjugige Beschaftigungsverhaltnisse oder bei der Verweigerung einer Deregulierung des Arbeitsmarkts - hat man eher den Eindruck, dass die spd nach wie vor auf die Gewerkschaften starrt, nicht auf die »neue Mitte«, den Sauerteig der digitalen Ökonomie. Die Programmkommission sollte diese Debatte mit der radikalen Offenheitfuhren, die zwisehen Bemstein und Kautsky üblich war. Nichts schlimmer als Formelkompromisse. Jochen Thies schreibt nach dem 11. September: »Die Bundesrepublik muss sich auf weitaus höhere Verteidigungslasten einstellen«. Ohne Schadenfreude stellen wirfest: Das sagen wir (übrigens gemeinsam mit unserem Autor Thies) schon lange. Noch eine Anmerkung zu unserem letzten Heft: Durch ein Versehen fehlte im Beitrag von HeinzJürgen Axt eine wichtige Fujinote zum Begriff »Republik Mazedonien«: »Im Folgenden wird die Kurzform >Republik Mazedonien< benutzt, wohl wissend, dass die im Sprachgebrauch der Vereinten Nationen übliche Schreibung >Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien< ist.« Wir bitten den Autor um Nachsicht und holen dies an dieser Stelle nach.