Bővebb ismertető
Werk und Wirken eines Menschen erwecken Interesse auch für seine áuBere Erscheinung, und sein Antlitz offenbart dem Betrachter seine Persönlichkeit. Die enge Verbindung zwischen der áuBeren Erscheinung und der Persönlichkeit sowie deren Wechselbeziehung ist die Ursache für die groBe Beliebtheit der Portrátmalerei in nahezu jeder Stilepoche der Kunst. Das Genre des eigenstándigen Portráts sowie die Grundformen seiner Gestaltung wurden im 15. Jahrhundert geschaffen. Im Zeitalter der herausragenden Persönlichkeiten, der erregenden Menschenschicksale, der die gesellschaftlichen Schranken miBachtenden Feldherren, der reichgewordenen Kaufleute sowie der berühmten Künstler und Gelehrten fand das Individuum, der einzelne Mensch, auch in seiner körperlichen Erscheinung abermals erhöhte Aufmerksamkeit. Aber nicht nur hervorragende Persönlichkeiten, sondern auch „alltágliche" Gestalten wurden in ihrer individuellen Eigenart erfaBt. Der Anspruch, Gegenstánde des Alltags und der táglichen Umwelt, all jene Details in das Bild aufzunehmen, die die Glaubwürdigkeit eines Portráts verstárken, trat in der Renaissance hervor, in einem Zeitalter, in dem in erster Linie die Ideologie des Bürgertums zur Geltung kam. „Die Achtung vor der Realitát", schreibt André Malraux, „ist ein Teil der bürgerlichen Wertordnung." Seit der Renaissance erfüllt ein gutes Portrát drei Forderungen - in einem MaB, das sich von Epoche zu Epoche wandelt. Die erste wichtige Bedingung ist die der Áhnlichkeit, die genaue Wiedergabe der Gesichtszüge des Modells. Allerdings darf sich ein Maler nicht mit der Darstellung der áuBeren Merkmale begnügen: Er muB auch den Charakter, die Persönlichkeit des Dargestellten und sogar dessen gesellschaftliche Stellung in der ihr zugemessenen Bedeutung sichtbar machen. Diese Aufgaben deuten die mögliche Vielschichligkeit der Portrátmalerei an, in der sich auch die Individualitát des Künstlers in Abgrenzung zu herrschenden Stilregeln manifestieren kann. Besonders auffallend ist die Popularitát der Portrátmalerei in England, wo das künstlerische Leben seit der Reformation einen vom Kontinent abweichenden Verlauf nahm. Mit dem Verschwinden der groBen kirchlichen Zentren hatte hier auch die traditionelle Ausbildung der Künstler in Klosterwerkstátten ein Ende gefunden. Das Interesse einer neuen Schicht von Gönnern und Auftraggebern beschránkte sich auf weltliche Themen -in erster Linie auf das Bildnis. Infolge der mangelhaften Ausbildung der Künstler sank das Niveau der englischen Kunst, und so gingen die gröBeren Auftráge nicht mehr an einheimische Meister, sondern an berühmte Maler aus dem Ausland. Im 16. Jahrhundert wurde Hans Holbein d. J. und Anfang des 17. Jahrhunderts Peter Paul Rubens für den englischen Hof verpflichtet.Das Wirken des Rubensschülers Anton van Dyck wurde schlieBlich bis ins 18. Jahrhundert hinein vorbildlich für die englische Portrátmalerei. Über die virtuose Wiedergabe der Stofflichkeit hinaus bewunderte man die unübertroffene Eleganz seiner Portráts. Er hob die vorteilhaften Eigenschaften, die geschmackvolle Kleidung und legere Haltung seiner Modelle hervor. Die portrátierten Personen -seien es Aristokraten oder reiche Bürger - sind in eine ideale Spháre erhoben, ihre privilegierte Stellung áuBert sich in Vornehmheit, Noblesse und Zurückhaltung. Die Vorliebe für das Portrát erlahmte auch im 18. Jahrhundert nicht. Der namhafte Essayist Joseph Addison erkannte, daB sich das Interesse des Publikums nicht nur auf das Werk richtet, sondern daB es nicht minder neugierig ist zu erfahren, wie sein Autor aussieht, wie er auftritt, wie sein Temperament beschaffen ist und in welchen familiáren Verháltnissen er lebt. Ebenso interessierte sich das Publikum auch „für andere Details, die zum richtigen Verstándnis eines Schriftstellers beitragen". Die Nachfrage nach Portráts war tatsáchlich derart gestiegen, daB man auf den Gemálden nahezu alle Schichten der Gesellschaft erkennen kann. Die gesellschaftlichen Umstánde geben AufschluB darüber, warum in England das Bildnis die meistgefragte und beliebteste Kunstgattung war. Die sprunghafte Entwicklung von Handel und Industrie hatten das Land zu einer HandelsgroBmacht werden lassen. Infolge der wirtschaftlichen und politischen Bedeutung des Bürgertums sowie seines wachsenden Wohlstandes war das Mázenatentum nicht mehr wie in früheren Epochen Privileg der Aristokratie. Das GroBbürgertum, das immer mehr mit dem Adel verschmolz, sah in der Portrátkunst einen aristokratischen „Luxus", der zur vornehmen Lebensführung gehörte und den es deshalb zu fördern galt. Gleichzeitig erweckten die zahlreichen neuen Möglichkeiten des gesellschaftlichen Aufstiegs und die Wohlhabenheit ein