Rendezvous mit dem Tod [antikvár]

Dienstag: 12 bis 17 Uhr Mein Hemd war kein Hemd mehr, sondern ein schlaffer, klebriger, schweifídurchtránkter Fetzen. Meine Füfie brannten von der Gluthitze der stáhlernen Deckplatten. Immer enger schnürte das Lederband der weifien Schirmmiitze meine Stirn zusammen. Bald wiirde es mich skalpieren. Das war nur noch eine Frage der Zeit. Meine Augen schmerzten vom grellen Glanz des Sonnenlichts, den das Wasser, das Metall und die weifigetünchten Hafenbauten zurückwarfen. Und meine Kehle schmerzte vom heftigen Durst. Ich fiihlte mich verteufelt unwohl. Aber nicht nur ich fiihlte mich nicht wohl. Auch der Besatzung, den Passagieren und selbst Kapitán Bulién ging es so, und deshalb war mir doppelt műimig zumute. Das hatte seinen bestimmten Grund: Wenn etwas schiefging, pflegte Bulién sich an seinem Ersten Ofíizier schadlos zu haltén. Und sein Erster Offizier war ich. Über die Reling gebeugt, lauschte ich dem Knarren des Holzes und der Drahtseile und sah zu, wie sich unser Heckladebaum unter dem Gewicht einer besonders grofíen Kiste quálte, die vom Kai hochgehievt wurde - da berührte eine Hand meinen Arm. Schon wieder Kapitán Bulién, dachte ich verdrossen. Es war höchstens eine halbe Stunde vergangen, seit er mir zuletzt meine Mángel vorgehalten hatte. Dann aber wurde mir klar, dafi der Herr Kapitán, wie immer er auch gelaunt sein mochte, ganz ohne Zweifel nicht Chanel Nr. 5 benützte. Es muflte alsó Miss Beresford sein.